Timeline – eine Distanzierungstechnik

Eine nachgestellte Beratungssituation, Name geändert

In einer Krisensituation, hier nach 25 Jahren engagierter Arbeit in einer Firma, ist für Frau Häberli alles «Scheisse». Ihr Blick ist ausschliesslich auf die unlösbare und verletzende Konstellation am Arbeitsplatz gerichtet. Es gibt in all den Jahren nichts, was positiv war… Wir sprechen vom Tunnelblick.

Mit der Timeline wird einerseits die Lebenslinie (das ganze bisherige Leben bis zum heutigen Tag und das, was die Zukunft noch bringen mag, was wir ja nicht wissen können) ausgelegt und andererseits die 25 Berufsjahre mit der schwierigen kaum auszuhaltenden Problematik darüber gelegt.
Ohne es anzusprechen, wird mit der Lebenslinie sichtbar, dass das Leben viel länger ist, als die momentan schwierige berufliche Situation bzw. die Arbeitsjahre. Die Lebenslinie ist «gerade» ausgelegt, d.h. die Emotionen sind hier nicht sichtbar. Auch geht Leben weiter, angedeutet durch den Knäuel, trotz der Schwierigkeit(en).
Was Thema ist, wird im bewegten Auf und Ab des beruflichen Lebenslaufes darüber gelegt:
Damit wird bewusst und aktiv ausgelegt, was in den 25 Berufsjahren, geschah. Bereits beim Auslegen gibt es nun Abschnitte, die «lässig» waren.
Damit werden der Tunnelblick und die Problemfokussierung bereits relativiert.
Diese neue und andere Sicht wird zur Ressource, um das zu bewältigen, was gegenwärtig so schwierig und aussichtslos, eben «Scheisse», ist.
«Ich weiss gar nicht, warum ich nicht selber darauf gekommen bin, mich zu trösten… mein Leben geht ja weiter… Ich kann mir selber Rosen schenken.»

Hans-Ulrich Stoller, Psychotherapeut IKP